Überlegungen zum Einsatz
verschiedener Lehr-/Lernverfahren
im Verkaufstraining
sowie zur Überprüfung
der Teilnehmer-Zufriedenheit
von Burkhard Treude
Es entsteht der Eindruck, dass sich in der deutschen
Pädagogik der letzten Jahre ein Methoden-Fetischismus ("Gruppenarbeit
ist immer das Richtige, jede Form von Frontal-Vortrag ist Entertainment und
daher abzulehnen") breit gemacht hat, den ich in Frage stelle.
Bevor entschieden wird, welche Methode angemessen
ist, sollten m.E. mindestens die folgenden fünf Fragen gestellt werden:
Was ist das Thema?
Wer ist die Zielgruppe? Welche
Qualifikation und welche Reife ist bei den
Teilnehmern/innen vorhanden?
Welches Ziel soll
genau erreicht werden?
Wie viel Zeit steht
zur Verfügung? (d.h., wie schnell soll das Ziel
erreicht werden?)
Wer ist der Dozent/Referent/Moderator? Passt dessen Qualifikation und dessen Stil bzw. Flexibilität zu den vorgenannten Kriterien?
Wenn viel Zeit zur Verfügung steht
und die Zielgruppe bereits über die entsprechenden
Erfahrungen sowie die entsprechende Grund-Motivation verfügt,
ist die Methode der Gruppenarbeit kombiniert mit Rollenspielen und Feedback
sicherlich das Mittel der Wahl.
Steht aber
nur wenig Zeit zur Verfügung und soll innerhalb kurzer Zeit ein
nachhaltiger Erfolg erzielt werden und sollen Inhalte vermittelt
werden, die noch nicht als Qualifikation oder Erfahrung vorhanden sind,
ist die Methode des inspirierenden Lehrgesprächs durch einen
begeisterungsfähigen Dozenten das Mittel der Wahl.
Eine systematische Berücksichtigung der o.g. fünf
Fragen in Bezug auf die Auswahl der angemessenen Lehr-Lernverfahren würde
naturgemäß eine Vielzahl unterschiedlichster Kombinationen ermöglichen.
Zur Überprüfung des Lernerfolgs scheint es
mir daher auch wenig sinnvoll, die Methode als solche zum Gegenstand der
Befragung zu machen. Es geht ja gerade nicht darum, eine bestimmte
Methode als einziges Mittel anzuwenden. Denn:
„Wer nur einen Hammer besitzt,
für den ist jedes Problem ein Nagel!“
(Abraham Maslow)
Aus meiner Sicht sind es ganz andere Fragen, die in
einer Umfrage nach einer Seminar-Reihe zu stellen wären, zum Beispiel folgende:
Wie viel Spaß hat den
Teilnehmern das Seminar gemacht?
Fühlten sich die Teilnehmer durch den
Dozenten/Seminarleiter ernst genommen und respektiert?
Wie praxisnah waren
die Inhalte?
Bot das Seminar neue
Ideen und Anregungen für das Führen von Verkaufsgesprächen?
Wurden im Seminar Lösungen
für das Umgehen mit schwierigen Situationen und Kunden angeboten?
Fühlen sich die Teilnehmer nach dem Seminar
motiviert, weiter an ihrer verkäuferischen
Qualifikation zu arbeiten? Haben die Teilnehmer Lust,
sich weiterhin mit neuen Ideen und Methoden des Verkaufs zu beschäftigen?
Haben die Teilnehmer das Gefühl, dass ihnen
Methoden oder Verfahren aufgedrängt wurden - oder hatten sie das Gefühl, dass
auf ihre persönliche Mentalität Rücksicht
genommen wurde?
Haben die Teilnehmer das Gefühl, dass ihnen das
Seminar bei der Bewältigung ihres Verkaufsalltags von
Nutzen ist?
© B. Treude 2000
Nachtrag 2013: Meine Überlegungen scheinen mittlerweile auch in Pädagogenkreisen konsensfähig zu werden. Siehe die Veröffentlichungen des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie.
Verkaufstraining Burkhard Treude http://www.b-treude.de