Checkliste
für optimale Bewerbungschancen
- Das
Vorstellungsgespräch -
von Burkhard Treude
Wie stelle ich mich im
Bewerbungsgespräch am besten dar? Wie kann ich mich optimal drauf vorbereiten?
Was ziehe ich an? Wie antworte ich auf unangenehme Fragen? Für diese hochgradig
stressbesetzten Themen habe ich aus langjähriger Erfahrung in der
psychologischen Beratung von Stellenbewerbern für Positionen in Wirtschaft und
Verwaltung eine Verhaltens-Checkliste zusammengestellt.
Informieren Sie sich vorher
über Ihren potenziellen Arbeitgeber.
Nutzen Sie das Internet für Ihre Recherche.
Schreiben Sie an die
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens und fordern Sie
Geschäftsbericht, Unternehmensphilosophie, Führungsleitlinien,
Kundenzeitschriften, Mitarbeiterzeitschriften und Produktinformationen an.
Setzen Sie sich mit der
zuständigen Industrie- und Handelskammer bzw. Handwerkskammer (Abt.
Firmenauskunft/Firmenregister) in Verbindung und erfragen Sie Informationen
über das Unternehmen.
Telefonieren Sie mit dem für
Wirtschaftsfragen zuständigen Lokalredakteur der örtlichen Presse.
Kommen Sie früher zum Termin
und unterhalten sich mit dem Pförtner. Fragen Sie ihn nach neuen
Entwicklungen, neuen Produkten und Zukunftsaussichten des Unternehmens.
Falls möglich, besuchen Sie
das Umfeld schon vorher: Trinken Sie nach Schichtschluss ein Bier in der
Kneipe gegenüber und unterhalten sich mit dem Wirt, der Kellnerin, den Gästen
über das Unternehmen. Stellen Sie keine Negativ-Fragen.
Bereiten Sie auf Grund dieser
Informationen Ihre Antwort auf die Frage „Warum bewerben Sie sich bei uns?“
vor. Seien Sie spezifisch; beeindrucken Sie mit Fakten.
Suchen Sie irgend etwas zu
finden, das Ihnen als besonders positiv erscheint. Und bringen Sie diese
Beobachtung in Ihrer Antwort auf die Frage „Warum bewerben Sie sich bei uns?“
unter (z.B. besonders freundliche Telefonistin, gute Ausschilderung des
Unternehmens, ästhetische Architektur und Einrichtung, aufgeräumtes
Werksgelände etc.).
Fragen Sie bei der
Telefonzentrale oder beim Pförtner nach dem Namen der Sekretärin des
Personalchefs. Und reden Sie die Dame mit Namen an.
Kommen Sie absolut pünktlich.
Denken Sie daran, dass bei Großunternehmen der Weg vom Pförtner zum
Personalchef durchaus eine viertel Stunde dauern kann.
Achten Sie auf Ihr gepflegtes
Äußeres!
Korrekte Kleidung - dem
Unternehmen und der Persönlichkeit des Bewerbers angemessen.
Für Herren: Von Sakko, Hemd,
Krawatte mindestens ein Teil einfarbig. Keine weißen Socken. Schuhe nicht grau
oder weiß. Socken passend zu den Schuhen.
Keine dominanten Düfte.
Für Damen: Eher
zurückhaltend, aber nicht mausgrau.
Dominieren Sie nicht: Kein zu
fester Händedruck (aber auch nicht schlaff, lassen Sie Ihren Gesprächspartner
die Initiative ergreifen), kein zu lautes, grelles Auftreten; Aktentasche
nicht auf dem Schreibtisch Ihres Gegenübers.
Nehmen Sie so Platz, dass Sie
aufrecht (Gesäß hinten an der Lehne), aber nicht steif sitzen. Keine
Korkenzieherbeine! Mit den Füßen fest auf dem Boden, ohne zu brav zu wirken.
Niemals dem Gegenüber die Schuhsohle entgegenstrecken.
Kein Aktenkoffer, sondern
entweder Fächertasche für viele Dokumente oder Aktenmappe für wenige
Unterlagen.
Alle Bewerbungsunterlagen,
die Ihrem Gesprächspartner vorliegen, sollten Sie noch einmal in Kopie bei
sich haben.
Halten Sie die Augen offen:
Welche Gegenstände stehen auf dem Schreibtisch Ihres Gegenübers? Welche Bilder
hängen an der Wand? Trägt er bestimmte Abzeichen? Hängen Urkunden an der Wand?
Versuchen Sie, solche Beobachtungen zum Aufhänger für persönlichere
Kommunikation in der zweiten Hälfte des Bewerbungsgesprächs zu machen.
Unseriöse Arbeitgeber
erkennen Sie u.a. an der früh gestellten Frage: „Was möchten Sie denn
verdienen?“ Wann immer diese Frage kommt, antworten Sie etwa folgendermaßen:
„Ich möchte mich gern erst mit Ihnen darüber unterhalten, was ich für Sie
leisten kann. Dann können wir sehen, was Ihnen meine Leistung wert ist.“
Auf die bei
Langzeitarbeitslosen gestellte Frage: „Warum sind Sie denn schon so lange
arbeitslos?“ antworten Sie: „Das ist die Frage, die ich mir jeden Morgen
stelle, wenn ich in den Spiegel schaue. Warum gerade ich? Und der einzige, der
die Möglichkeit hat, an dieser Situation etwas zu ändern, sind Sie. Deshalb
bewerbe ich mich bei Ihnen“.
Reden Sie niemals schlecht
über Ihren vorherigen Arbeitgeber.
Erklären Sie erkennbare
Lücken und Brüche in Ihrer Biographie sachlich, ohne sich klein zu machen.
Wenn es länger zurückliegende „Jugendsünden“ betrifft, dürfen Sie ruhig einmal
so formulieren: „Aus heutiger Sicht betrachtet, würde ich das sicher anders
machen. Aber damals war ich noch ziemlich naiv und unerfahren“.
Bereiten Sie eine Antwort auf
die Frage vor: „Was möchten Sie in fünf Jahren in diesem Unternehmen erreicht
haben?“
Vermeiden Sie Stereotypen wie
„Ich habe gern mit Menschen zu tun.“ Seien Sie spezifischer, nennen Sie
Beispiele und Situationen, aus denen Ihre Qualifikation hervorgeht.
Überlegen Sie sich ein
passendes Hobby. Bitte keine verletzungsträchtigen Sportarten nennen, auch
keine Aktivitäten, die extrem teuer und zeitaufwändig sind. Seien Sie immer
konkret, nennen Sie immer Beispiele. Am besten sind Hobbys, die entweder der
Regeneration dienen, damit Ihre Arbeitskraft erhalten bleibt (z.B.
regelmäßiges Schwimmen) oder solche, die Ihnen für Ihre berufliche Tätigkeit
nützlich sein können (z.B. Programmieren am Computer).
Sagen Sie niemals einfach:
„Musik und Lesen“ auf die Frage nach Ihrem Hobby. Wenn „Lesen“, dann nennen
Sie eine Literaturgattung und sofort ein Buch, das Sie zuletzt gelesen haben.
Zum Thema Musik: Nennen Sie konkrete Musikrichtungen mit Interpreten, aber nur
dann, wenn es sich um anspruchsvollere Musik handelt.
Vermeiden Sie als Antwort auf
die Frage nach Ihrem Hobby „Reisen“, es sei denn, Sie können spezielle,
ungewöhnliche Reiseziele und intellektuelle Vorbereitung darauf vorweisen.
Genauso verfahren Sie mit dem Thema „Fotografieren“; nur wenn Sie ein wirklich
ambitionierter Fotograf mit besonderen Interessen und Fähigkeiten auf diesem
Gebiet sind, sollten Sie dies als Hobby nennen.
Wenn Sie im Freizeitbereich
Führungsaufgaben übernommen haben, sollten Sie diese Erfahrungen unbedingt ins
Spiel bringen.
Reagieren Sie nicht
aggressiv, wenn Ihnen jemand eine Frage stellt, die in Ihre Intimsphäre
hineinreicht und die arbeitsrechtlich nicht zulässig ist. Rein rechtlich
brauchen Sie nicht zu antworten - aber es braucht Sie auch niemand
einzustellen. Lächeln ist oft besser als bissiges Zähnefletschen.
Bitte bedenken Sie: Ihr
Gegenüber stochert im Nebel. Durch Fragen nach Parteizugehörigkeit,
Mitgliedschaft in Gewerkschaften, Beruf des/r Partners/in etc. möchte er sich
ein genaueres Bild über Sie verschaffen. Kein Personalchef trifft gern eine
Fehlentscheidung.
Wenn Sie jemand nach Ihren
Familienverhältnissen oder etwa dem Beruf Ihres Vaters fragt, dann antworten
Sie auf keinen Fall zickig: „Bewerbe ich mich bei Ihnen oder mein
Vater!?“ Bleiben Sie sachlich und hören Sie auf die Frage
hinter der Frage. Ihr
Gesprächspartner möchte sich wahrscheinlich ein Bild von Ihren
Wertvorstellungen und Normen machen. Bereiten Sie sich auf solche unangenehmen
Fragen vor.
Erstellen Sie eine Checkliste
mit Fragen, die Sie dem Personalchef und Ihrem späteren Chef stellen wollen.
Diese Fragen können sich beziehen auf
Konkrete
Arbeitsanforderungen,
Technische Ausstattung,
Organigramm
(Führungsstruktur),
Abläufe im Unternehmen,
Anzahl, Ausbildung,
Altersstruktur etc. der Kollegen,
Kunden,
Lieferanten,
Produkte.
Nach Sozialleistungen fragen
Sie immer erst am Schluss.
Beenden Sie das
Bewerbungsgespräch mit der Frage: „Haben Sie noch Fragen an mich?“ Beim „Nein“
fragen Sie weiter: „Ich nehme an, Sie haben noch mehr Bewerber eingeladen. Bis
wann darf ich mit Ihrer Entscheidung rechnen?“
© B. Treude 1998
Verkaufstraining Burkhard Treude http://www.b-treude.de